Retro-Gaming hat viele Gesichter. Ein wichtiger Aspekt ist sicherlich die Freude an schicken Verpackungen, makellosen Modulen und vielfältigen Packungsbeilagen.
Die Erinnerung an die Zeiten, in denen man auf jedem Flohmarkt noch Spiele in Bestzustand finden konnte, ist längst verblasst, heute erspäht man meist nur verblichene Module und zerfledderte Pappschachteln, die für astronomische Preise angepriesen werden. Hin und wieder ergeben sich aber noch Gelegenheiten, die das Sammlerherz den ein oder anderen Schlag aussetzen lassen. Solche Ereignisse sind zwar ein rares Gut, verbleiben dafür allerdings umso nachhaltiger im Gedächtnis.
Heute mittag führte mich mein Weg nach Salzgitter zu meinen alten Freund Jochen, der mir ein paar Schätze aus seiner Sammlung zeigen wollte. In einem gut temperierten und trockenen, dafür erstaunlich verwinkelten Altbau-Keller offenbarte sich mir ein zunächst sehr nüchternes Bild: Sauber gestapelte Kartons, Koffer und Kisten, alle unbeschriftet und seit diversen Umzügen sicher verklebt. Wenig spektakulär, trotzdem wurden meine Hände schon leicht zittrig.
Beherzt griff ich nach dem länglichen Karton mit dem Nintendo-Label, den wir vorsichtig vom Klebeband befreiten, bevor wir den Deckel öffneten. Zum Vorschein kamen: originalverpackte N64-Controller, ein Super Gameboy 2 daneben ein verschweißtes Suikoden II. Weitere Kisten offenbarten diverse Klassiker für alle möglichen Systeme, Sondereditionen von Konsolen, Sammler-Editionen…irgendwann muss ich schlichtweg ohnmächtig geworden sein, denn als ich wieder zu mir kam, lag ich wieder fünf Stockwerke höher auf einer Couch und hatte ein Kissen unter meinen Beinen, um die Blutzirkulation zu fördern.
Ja, eine gut gepflegte Spielesammlung ist ein prächtiger Anblick, aber das nächste Mal lasse ich mir vorher vom Kardiologen ein paar Betablocker verschreiben!