Mafia (1986) – Bandenkrieg auf dem C64
Die großen Klassiker mögen wir alle – doch auch viele kleine, nischige Spiele haben uns damals Freude bereitet. Retroliebe kennt keine Grenzen!
Irgendwie war es zu C64-Zeiten ähnlich, wie heute mit den Steam- oder GOG-Bibliotheken: Wie von Geisterhand besaß man aberhunderte von Spielen und wusste gar nicht so genau, wo sie eigentlich hergekommen waren. Aber alles waren Sicherheitskopien, versteht sich! Neben kommerziellen Produkten gab es aber auch Titel, die aufstrebende Jung-Programmierer im Kinderzimmer in Eigenregie erstellt hatten. Auch einer meiner großen Brotkasten-Favoriten fällt in diese Rubrik: Mafia von Igelsoft.
Und damit erfinden wir gleich mal eine neue Rubrik hier auf retro-gamer.de – nämlich die der Retro-Rezension! Schreibt mir doch per Kommentar, wie ihr meine kleine Vorstellung findet, und ob ihr ab und an mehr solcher Erinnerungsstücke haben möchtet!
Mafia ist quasi ein “Proto-GTA mit Brettspieldesign”: Wir starten unseren Aufstieg zum Unterweltboss von Chicago im Jahr 1925. Die Prohibition hat dem organisierten Verbrechen den Alkoholschmuggel schmackhaft gemacht, und natürlich wollen auch wir ein Stück von der Rumtorte abhaben.
Retro-Interessierte sollten sich nicht von dem – auch zeitinflationsbereingt – extrem tristen Look von Mafia abschrecken lassen! Denn unter der schlichten Oberfläche wartet ein spannender Mix aus Strategie, Rollenspiel und Taktikkampf, der ebenso kurzweilig wie zeitlos und obendrein auch noch einsteigerfreundlich ist. Der Weg von Handlanger zum mächtigen Mobster bietet einfachstes Partymanagement, simple Rundenkämpfe und jede Menge Möglichkeiten, um ehrbare Bürger um ihr hart verdientes Geld zu bringen: Wollen wir am Bahnhof einige alte Damen um ihre Handtaschen erleichtern? Oder gleich den Postzug überfallen? Die Falschgeld-Produktion bei Blüten-Eddie ist ebenso lukrativ wie die Schutzgeld-Erpressung des Tante-Emma-Ladens. Und auch der altbewährte Banküberfall stellt eine verlockende Option auf schnelle Scheine dar.
Ein solches Unterfangen bedarf einer geeigneten Truppe, die wir in den schummrigen Kneipen der Großstadt anheuern können. Vom geschickten Safe-Knacker über die tödliche Scharfschützin bis zum Universal-Nichtsnutz ist ein breites Schurken-Spektrum vertreten, mit dem wir gegen rivalisierende Banden und Gesetzeshüter ins Feld ziehen können. Doch aufgepasst: Unsere Schergen sollten entsprechend ihren Fähigkeiten beim nahgelegenen Waffenhändler ausgerüstet werden und brauchen ein Dach über dem Kopf, um überhaupt für uns zu arbeiten.
Der Brettspiel-Charakter macht das Spiel sowohl für Einzelspieler, als auch für Mehrspieler-Runden attraktiv, die Spielzeit ist überschaubar und die Rolle als Bösewicht hat eh einen ganz besonderen Charme. Die Spieldauer hält sich dabei in Grenzen, Mafia erfordert weder große Einarbeitung, noch fesselt eine Runde den ganzen Tag an den Bildschirm. Es kann durchaus als Alternative zu einem Monopoly-Nachmittag angesehen werden.
Von Hersteller “Igelsoft” ist ansonsten leider nicht viel bekannt. Unter diesem Banner findet sich kein weiteres Spiel und selbst wer hinter dem Namen steckt, ist ein Mysterium (sollte derjenige je diese Zeilen lesen, freuen wir uns sehr über ein Outing!). Allerdings: Einige Jahre später gab es für DOS das sehr ähnliche Freeware-Spiel Crime Fighter von Peter Steffen.
Mafia bleibt für mich eines der Highlights meiner C64-Zeit, das ich auch heutzutage ab und an starte und nicht direkt nach wenigen Augeblicken und dem Gedanken “Oh, das hatte ich aber wesentlich besser in Erinnerung” schnell wieder abschalte. Selbst als”kleines” Spielen zählt es für mich zu den ganz großen.