Flash-Power für das Super Nintendo
Nintendo Power? Das war doch das hauseigene Magazin von Nintendo of America? Das stimmt natürlich, aber der Name wurde in Japan auch für einen offiziellen Flashkarten-Service genutzt.
Im Jahr 1997 war das Super Nintendo ein alter Hut: Alle Welt wollte schickes 3D, Playstation und N64 hatten die Führung übernommen. Es war das Jahr von Final Fantasy VII, Golden Eye und Super Mario 64. Auf der Liste mit den Neuerscheinungen musste man die neuen SNES-Spiele mit der Lupe suchen und selbst dann blieb das Ergebnis überschaubar.
In Japan griff man damals eine alte Idee aus Famicom-Zeiten auf: Für die japanische Version des NES war seinerzeit eine Disketten-Peripherie erschienen, die es nie in den Westen schaffte. Schade, denn die günstigere Alternative zu den bei uns geläufigen Cartrdiges brachte einen höchstinteressanten Service hervor: An speziellen Disk-Writer-Automaten konnte man eine Diskette kostengünstig mit einem Spiel beschreiben lassen. Eine unbespielte Diskette kostete 2000 Yen, das Aufspielen des Wunschtitels schlug nochmals mit 500 Yen zubuche — insgesamt nur rund die Hälfte der Modulversion. Obendrein konnte man seine Diskette beliebig neu beschreiben und somit noch mehr Geld sparen, wenn man sich von ausgedienten Spielen trennen konnte. Einige der großen NES-Klassiker, wie Castlevania oder The Legend of Zelda, erschienen übrigens ursprünglich für das Famicom Disk System und erst später auf Cartridge.
Selbstredend war der Service sehr beliebt, daher brachte man ihn zum Ende des Lebenszyklus des SNES in abgewandelter Form zurück. Eine Disk-Peripherie gab es zwar nicht und die gemeinsamen CD-ROM-Pläne von Sony und Nintendo waren längst begraben, doch mit Flash-Cartridges fand man eine passende Alternative für Nintendo Power. Der Ablauf blieb nahezu identisch: Für 3980 Yen bekam man eine Cartridge mit 32 Mbit Flash-Speicher, Spiele dafür kosteten zwischen 1000 und 3000 Yen. Titel, die einen speziellen Chip voraussetzten (etwa den Super-FX-Chip, der in Starwing verbaut war), wurden nicht unterstützt. Aber immerhin war es möglich mehrere Spiele auf einem Modul zu speichern und im Start-Menü das gewünschte auszuwählen.
Ende 1999 wollte Nintendo auch Game-Boy-Spiele ins Angebot aufnehmen, durch das Jiji-Erdbeeben am 21. September 1999 wurde allerdings die in Taiwan beheimatete Produktion erheblich beeinträchtigt und die Markteinführung verzögerte sich bis in den März 2000. Anschließend war es noch bis zum Februar 2007 möglich, den Service zu nutzen. Das Ende kam mit dem Erscheinen von Nintendos Wii Ende 2006 – sie hatte mit der Virtual Console ein eigenes Download-Angebot für Retrospiele, daher wurde Nintendo Power der Saft abgedreht.
Das Modul auf dem Titelbild stammt übrigens aus meiner Sammlung uns ist mit einem Konverter problemlos auf einem PAL-SNES spielbar. Es enthält Mega Man X, das Mystical-Ninja-Spinoff Soreyuke Ebisumaru Karakuri Meiro: Kieta Goemon no Nazo!! und den Puzzler Puyo Puyo. Was meint ihr, welches der drei Spiele hat mich wohl zum Kauf inspiriert?