Intro-Spektive: Dune 2 – Battle for Arrakis

Der Planet Arrakis. Heimat des legendären Spice und der Fremen. Eine endlose Wüste, bewohnt von gigantischen Sandwürmern. Kann man sich ein spannenderes Setting vorstellen? Wohl kaum! Das dachten sich auch Westwood Studios und nutzte die Vorlage aus Frank Herberts SF-Klassiker Der Wüstenplanet für ein neuartiges Strategiespiel, das den Startschuss für ein ganzes Genre darstellte.
In der Rubrik Intro-Spektive stellt Daniel Cloutier die Intros bekannter Retrospiele vor – und was sie besonders gemacht hat.
Das Intro beginnt nach düsterer, dramatischer Musik über dem Titelbildschirm und leitet hin zu einem Blick auf den legendären Wüstenplaneten Arrakis. Aus dem Off klingen in Anlehnung an die Filmumsetzung von David Lynch die Worte “The Planet Arrakis, known as Dune” Dabei umkreist einer der beiden Monde den Planeten und wirft einen Schatten auf seine staubige Oberfläche, was der Szene Tiefe verleiht. Ob es sich dabei um den großen oder den kleinen Mond namens Muad’dib handelt, lässt sich nicht zweifelsfrei erkennen (an die Dune-Experten gerichtet: Erkennt ihr in den wenigen Pixeln etwa eine Kängurumaus?).
Die wabernde Musik von Westwoods Soundmagier Frank Klepacki führt eine zusätzliche Ebene Synthesizer-Klänge ein, während die Ansicht auf die menschenfeindliche Oberfläche des Wüstenplaneten wechselt. Eine Sanddüne weht über den Bildschirm und aus dem Off folgt: “Land of sand, home of the spice Melange.”
Erstmals sehen wir in der Folge menschengemachte Maschinen, die uns auch im Spiel begegnen werden: Zwei Harvester (Erntemaschinen) sammeln das lebensverlängernde und für die stellare Raumfahrt unersetzliche Gewürz Melange ein, was das Intro aus dem Off kompakt zusammenfasst: “The spice controls the empire. Who ever controls Dune controls the spice.” Einer der beiden Harvester ist an seiner Kapazitätsgrenze und wird von einer der riesenhaften Carryall- Transportflieger abtransportiert. Der verbliebene Harvester nähert sich in einer schönen Animation dem Spieler, bis er unter einer Staubwolke und einem mechanischen Geräusch zum Stehen kommt.
Die nächste Szene zeigt den prunkvollen Thronsaal des Imperators Shaddam IV., der auf seinem reich verzierten Thron sitzt. Das Off raunt: “The emperor has proposed a challenge to each of the houses.”
Die Kamera zeigt anschließend den Imperator ganz aus der Nähe. Er hebt seine Stimme und verkündet: “The house that produces the most spice will control Arrakis. There are no set territories and no rules of engagement!” Na, wenn das nicht ein Aufruf zur konfliktfreien Streitbeilegung ist! Das Gesicht von Shaddam IV ist lebensecht gepixelt; durch die leicht seitliche Perspektive erscheint sein rechtes Nasenohr deutlich größer erscheint als das linke. Die Darstellung der Mimik ist nuanciert und auf der Höhe der damaligen Technik, die Sprachausgabe ist – wie auch die weibliche Off-Stimme – klar und … beinahe … professionell eingesprochen.
In der Folge sehen wir, wie zwei Frachtraumschiffe Material und Maschinenteile ausladen. Ein eingeklapptes Flugzeug wird mittels Transporter von der Landefläche gezogen, im Hintergrund landet ein drittes Schiff. Durch die Vielzahl an Animationen wirkt die Szene wunderbar quirlig und lebendig, ganz so wie das, was sie abbilden möchte, einen stark frequentierten Raumhafen. Aus dem Off dazu: “Vast armies have arrived”
Was folgt ist die Vorstellung der drei verfeindeten Parteien, die um die Vorherrschaft auf Arrakis kämpfen. Wir lesen und hören: “Now three houses fight for control of Dune.”
Militärische Marschrythmen und Fanfaren erklingen. Haus Atreides zeigt als Seevolk seine Flugkünste mit den vogelartigen Ornithoptern, die auf den Bildschirm zusteuern und feuern. Das hinterlässt auf dem Sandboden Spuren, aber auch die Glasscheibe zwischen uns und dem Intro bekommt Einschusslöcher. Ein schönes Spiel mit der vierten Wand. Die Atreides werden angekündigt mit: “The noble Atreides”. Moment, und dann schießen sie einfach auf uns?!
Das Intro zeigt uns als nächstes zwei selbstfahrende Raketenwerfer, die unter eindrucksvollem, meisterhaft gepixeltem Feuer und Rauch ihre Ladung abfeuern. Klassisch kennt man Frank Herberts Dune als Konflikt zwischen den Häusern Atreides und Harkonnen, doch sollte das Spiel über drei (leicht) unterschiedliche Fraktionen verfügen. Daher wählte Westwood aus der von Herbert abgesegneten Dune Encyclopedia die ansonsten in der Buchreihe ungenannten Ordos als weiteres Haus aus. Für das Spiel sind sie neben den Harkonnen die klaren Bösewichte, werden sie aus dem Off doch eingeführt mit “The insidious Ordos”, also die hinterhältig-verschrobenen.
Bleibt der bereits erwähnte Dritte im Bunde, das Haus Harkonnen. Aus dem Off: “And the evil Harkonnen”. Zwei schwer gepanzerte Infanteristen feuern mit ihren MGs Richtung Gegner. Die Distanz zwischen den beiden hilft der Tiefendarstellung, die aufgrund der ansonsten kargen Wüstenlandschaft eher flach wirken würde. Die starke Panzerung der Einheiten wird durch gelegentlich abprallende Projektile der gegnerischen Salven dargestellt. Wobei auch sie nicht unverwundbar sind: In der zweiten Hälfte der Szene löst sich der hintere Soldat in einer Explosion förmlich auf, der vordere steht ganz am Ende der Szene ebenfalls in einer Explosionswolke. Tja, das ist in Dune II eben das Los der Infanteristen im Kampf gegen schweres Gerät…
Die letzte Szene zeigt den Ausschnitt eines Schlachtfelds. Tote Soldaten liegen im Sand, im Hintergrund ein bereits ausgebrannter Panzer, im Vordergrund als Hauptmotiv ein ausgebombter, im Vollbrand stehender Panzer. Die wabernde, glühend rote Rauchwolke ist prominent und eindrucksvoll dargestellt. “Only one house will prevail” hören wir, die Musik wird ruhiger, ominöser.
Was uns zum abschließenden Screen und der Mahnung der Off-Stimme führt, bevor wir das Spiel beginnen: “Your battle for Dune begins”. Was für ein eindrucksvolles Intro, das zum Einen das Spiel-Setting vorstellt, aber auch Lust darauf macht, sich in die folgenden Echtzeit-Strategie-Schlachten zu werfen!