Der blaue Flitze-Igel Sonic steht für Coolness und Geschwindigkeitsrekorde. Kaum ein Level unterstreicht diese Attribute so deutlich, wie der fulminante Einstieg des Sega-Maskottchens in den ersten Level seines Debüts: die Green Hill Zone.
Anfang der 1990er suchte Sega einen Nachfolger für ihr bisheriges (und sehr blasses) Maskottchen, den Affenjungen Alex Kidd. Sonic the Hedgehog sollte Nintendos dicklichem Klempner Mario zeigen, wo der Frosch die Locken hat — der Konsolenkrieg zwischen Sega und Nintendo war eröffnet.

Nachdem Sonic bereits auf dem Startbildschirm mit einem lässigen Fingerzeig klarmacht, dass er der neue Platzigel ist, spielt der Einstiegslevel, die Green Hill Zone, gleich die größte Stärke des neuen Helden aus: Geschwindigkeit. Bereits nach wenigen Augenblicken hat Sonic Schallgeschwindigkeit erreicht und pflügt wie ein blau-roter Blitz durch die sommerliche Szenerie mit saftig-grünen Wiesen, blauem Himmel und kristallklarem Wasser. Trampoline schleudern ihn in schwindelerregende Höhen oder verleihen ihm zusätzlichen Schub. Nicht einmal Loopings stellen für den stacheligen Sausewind ein Hindernis dar.

Zumindest fühlte sich das für mich so an, als ich Sonic in den frühen 1990ern kennenlernte. Der Eindruck von Geschwindigkeit erinnerte mich so sehr an ein Rennspiel, dass (der trotz Körperfülle beeindruckend agile) Mario im Vergleich wie ein fußlahmer Senior wirkte. Die Green Hill Zone wirkte so bunt und weitläufig wie eine Formel-1-Strecke, nichts stand Sonic und seinen coolen roten Laufschuhen im Weg. Okay, bis auf einige völlig unerwartete Abgründe. Und doof positionierte Gegner. Oder unvorhersehbare Wände…

Ja, Sonic the Hedgehog schafft es nicht gänzlich, das tolle Hochgeschwindigkeitsgefühl unbeschwert aufleben zu lassen. Der Überschallflug durch die Green Hill Zone setzt nämlich voraus, dass man den Level gut kennt. Wenn Sonic seine Geschwindigkeit (und im schlimmsten Fall auch seine lebenswichtigen Ringe) verloren hat, muss er erst wieder Fahrt aufnehmen. Das fällt ihm besonders an Steigungen schwer, in Loopings ist es sogar völlig unmöglich. In solchen Fällen hilft nur ein erneuter Anlauf. Bereits in der zweiten Spielwelt, der Marble Zone, setzt das Spiel dann vermehrt auf langsame Sprungpassagen, was Sonic weniger gut zu Gesicht steht.

Dennoch ist die Green Hill Zone ein wunderbarer und dankbarer erster Level für eine neue Figur, die um die Herzen der Spielerschaft buhlt. Neben den sommerlichen Schauwerten unterstreicht auch die wunderbar eingängige und beswingte Musik von Masato Nakamura den tollen Gesamteindruck. Spielerisch ist dieser erste Auftritt für mich noch nicht auf Augenhöhe mit den Mario-Titeln, versprüht aber dank der Green Hill Zone so viel Charme und so viel gute Laune, dass ich bis heute selig lächle, wenn ich Sonic über die grünen Wiesen vor dem einladend funkelnden Wasser rasen sehe…

